Hatespeech auf Social Media: Queere Influencer am stärksten betroffen
- Netzschreier analysiert 78.000 Kommentare unter den Instagram-Posts von 78 Influencern aus verschiedenen Bereichen
- Bei Influencern aus den Bereichen LGBTQ, Reality-TV und Business ist der Anteil an Kommentaren, die Beleidigungen enthalten, am höchsten
- In den Kommentarspalten bei Fotografie-, Fashion-, Schauspiel- und Travel-Influencern geht es am gesittetsten zu
- Insgesamt wurde bei 88,5 Prozent aller Influencer Hatespeech in den Kommentaren gefunden
Hass, Beleidigungen und Sexismus sind im Internet traurige Realität. Doch bei welchen Influencern ist Hatespeech in den Kommentarspalten am stärksten verbreitet? Um das herauszufinden, hat die Berliner Influencer-Agentur Netzschreier 78.000 Kommentare unter den Instagram-Beiträgen von 78 Influencern aus 18 Themengebieten mit mindestens 300.000 Followern analysiert und auf beleidigende, aggressive und sexistische Begriffe oder Emojis geprüft. Das Ergebnis: Wie häufig hasserfüllte Sprache in Kommentarspalten auftaucht, variiert zwischen den verschiedenen Bereichen stark. Aber bei 88,5 Prozent der Influencer gibt es Hatespeech in den Kommentarspalten.
Bei queeren Influencern gibt es die meisten Hasskommentare
Niemand erlebt im Internet häufiger Hatespeech als LGBTQ-Influencer: 4,8 Prozent aller Kommentare unter den Beiträgen der geprüften queeren Influencer enthalten beleidigende Begriffe oder Emojis. Damit liegt der Anteil bei den untersuchten LGBTQ-Creator mehr als dreimal so hoch wie der Durchschnitt der Analyse (1,41 Prozent). Auf dem zweiten Platz folgen Accounts von Reality-TV-Stars. Hier enthalten 3,95 Prozent aller Kommentare Hatespeech-Phrasen, etwa „ekelhaft“, „Lauch“ oder das hier besonders beliebte Erbrechen-Emoji. Bei Gaming- und Streaming-Creators liegt der Anteil bei 2,65 Prozent, bei Business-, Karriere- und Wissens-Influencern ist der Anteil 2,5 Prozent.
Moderatorinnen und Moderatoren wie Palina Rojinski oder Jan Böhmermann landen mit einem Aufkommen von 2 Prozent bei beleidigenden Kommentaren auf dem fünften Platz, allerdings kommen bei ihnen sexistische Sprüche am häufigsten vor. Auch bei Models (1,58 Prozent Anteil) oder Lifestyle-Influencern (1,03 Prozent Anteil) tauchen sexualisierende Begriffe und Emojis vergleichsweise häufig auf.
Bei Travel- und Foto-Influencern sind die Kommentarspalten besonders gesittet
Nur 0,1 Prozent der Kommentare unter Posts von Influencern aus dem Bereich Fotografie oder Reisen enthält beleidigende oder aggressive Sprache. Zum Verständnis: Bei den 5.000 für die Analyse untersuchten Kommentaren unter Posts von Travel-Influencern fanden sich in lediglich fünf Beiträgen Hatespeech-Phrasen. Auch bei Influencern aus den Bereichen Fashion und Food stehen selten beleidigende Kommentare, sie machen jeweils 0,15 und 0,28 Prozent des Gesamtvolumens aus. Überraschend: Bei den untersuchten Profilen von Fußballspielern liegt die Rate an beleidigenden Kommentaren bei lediglich 0,36 Prozent und ist damit bei den analysierten Content-Bereichen am fünftniedrigsten.
Experte: Die Gründe für die Hatespeech-Unterschiede können vielseitig sein
„Unsere Auswertung zeigt schwarz auf weiß, was viele queere Influencer längst täglich spüren: Wer offen für Diversität steht, wird im Netz überproportional oft zur Zielscheibe von Hass. Dass unter Posts von queeren Influencern im Jahr 2025 dreimal so häufig beleidigt wird wie beim Durchschnitt, sollte ein Weckruf für Plattformen, Werbetreibende und die Gesellschaft insgesamt sein,“ analysiert Marlon Giglinger, Geschäftsführer von Netzschreier. Er ergänzt:
„Bei 88,5 Prozent der untersuchten Influencer haben wir im Rahmen unserer Studie Hatespeech in den Kommentaren gefunden. Fakt ist aber auch: Die Dunkelziffer zu Hatespeech dürfte insgesamt deutlich höher liegen. Viele Hasskommentare werden vor der Erfassung gelöscht oder verborgen. Wer sie häufig trotzdem sieht, sind die Influencer selbst. Das hat Konsequenzen: Nicht selten berichten Influencer von den Folgen, die Beleidigungen, Drohungen und Hasskommentare auf ihre geistige Gesundheit haben. Wer glaubt, der Job des Influencers sei einfach, unterschätzt, wie gefährlich das dauerhafte Bombardement an Hass, Spott und sexualisierenden Kommentaren sein kann.
Über die Untersuchung
Für den Vergleich wurden 78 Kanäle auf Deutschland ausgewählt, die in der jeweiligen Content-Kategorie zu den Kanälen mit der größten Followerschaft gehören. Von diesen Kanälen wurden jeweils 1.000 Kommentare auf Instagram erfasst und auf 51 beleidigende und 21 sexistische Schlagwörter und Emojis hin miteinander verglichen. Die Auswahl der Instagram-Posts oder -Reels erfolgte zufällig. Folgende Themenbereiche wurden dabei berücksichtigt: Business/Karriere und Wissen (3 Kanäle), Comedy (5 Kanäle), Essen und Kochen (4 Kanäle), Fashion/Mode (2 Kanäle), Fitness/Sport (6 Kanäle), Fußball (5 Kanäle), Gaming & Streaming (6 Kanäle), Hair & Beauty (2 Kanäle), LGBTQ (3 Kanäle), Lifestyle (10 Kanäle), Familie (6 Kanäle), Modelling (4 Kanäle), Moderation (4 Kanäle), Musik (5 Kanäle), Fotografie (4 Kanäle), Reality-TV (2 Kanäle), Schauspiel (2 Kanäle) und Travel (5 Kanäle).
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