Bundestagswahl: Diese Abgeordneten sind die größten Influencer

  • Netzschreier analysiert 2.357 Social Media-Accounts aller Mitglieder des Deutschen Bundestages auf Facebook, Instagram, X, LinkedIn, YouTube und TikTok
  • Sahra Wagenknecht führt den Vergleich mit insgesamt 2,92 Mio. Follower an und ist auf Facebook und YouTube die erfolgreichste Politikerin
  • Die Abgeordneten der AfD sind fraktionsübergreifend am erfolgreichsten im Netz
  • CDU/CSU- und SPD-Abgeordnete erreichen im Schnitt die wenigsten Follower

Die jüngste Wahl in den USA hat erneut gezeigt, welche Bedeutung die sozialen Netzwerke bei politischen Abstimmungen haben. Anlässlich der anstehenden Bundestagswahl hat die Influencer-Agentur Netzschreier daher die Onlineauftritte aller Mitglieder des Deutschen Bundestages (MdB) analysiert und die Politiker und Fraktionen mit der größten Reichweite ermittelt. Dafür hat Netzschreier sämtliche Social Media-Accounts berücksichtigt, die auf den Profilen der Bundestagswebseite und der Homepage der Abgeordneten verlinkt wurden – insgesamt 2.357 Accounts auf den Plattformen Facebook, Instagram, X (ehemals Twitter), LinkedIn, YouTube und TikTok.

Das sind die erfolgreichsten Influencer im Bundestag

Den ersten Rang des Bundestagsvergleichs belegt Sahra Wagenknecht. Die BSW-Chefin zählt plattformübergreifend rund 2,92 Millionen Follower und ist damit die reichweitenstärkste Polit-Influencerin in Deutschland. Auf den Plattformen Facebook (745.000 Follower) und YouTube (674.000) ist Wagenknecht unter allen Politikern am erfolgreichsten. Auf dem Kurznachrichtendienst X ist hingegen Karl Lauterbach von der SPD führend (1,2 Mio.), Annalena Baerbock von Bündnis 90/Die Grünen auf Instagram (624.000), ihr Parteikollege Robert Habeck auf LinkedIn (464.000) und Alice Weidel von der AfD auf TikTok (665.000).

Die Co-Vorsitzende der AfD belegt auch im Gesamtranking den zweiten Platz. Sie kommt über alle Kanäle verteilt auf 2,74 Millionen Follower in den sozialen Netzwerken. Dabei profitiert Weidel besonders von der jüngsten Aufmerksamkeit durch Elon Musk, der ihr auf X eine Bühne bot. Allein zwischen dem 15. Dezember 2024 und dem 14. Januar 2025 konnte sie dort über 370.000 neue Follower gewinnen und ihre Anhängerschaft nahezu verdoppeln. 

Den dritten Rang des Follower-Vergleichs belegt Ex-Finanzminister Christian Lindner mit 1,84 Millionen Anhängern. Auf dem vierten Platz liegt Karl Lauterbach mit 1,65 Millionen Followern, gefolgt von Annalena Baerbock (1,48 Mio.). Die Plätze sechs bis zehn belegen Bundeskanzler Olaf Scholz (1,14 Mio.), Gregor Gysi (1,13 Mio.), Robert Habeck (965.000), Friedrich Merz (799.000) und Cem Özdemir (684.000).

So viele Follower vereinen die Fraktionen

Im Fraktionsvergleich führt die AfD, deren Abgeordnete zusammengerechnet 6,72 Millionen Abonnenten vereinen, den Bundestag an. Dicht dahinter folgen Bündnis 90/Die Grünen mit 6,24 Millionen und die SPD mit 6,04 Millionen Followern, wobei diese beiden Fraktionen jeweils deutlich mehr Abgeordnete stellen als die AfD. Auf den weiteren Plätzen liegen CDU/CSU (4,58 Mio.), FDP (3,61 Mio.), das BSW (3,22 Mio.) und die Linken (2,37 Mio.).

Ein Blick auf die durchschnittliche Followerzahl der Abgeordneten ergibt hingegen ein anderes Bild: Hier liegt das BSW vorn (322.000 Follower), gefolgt von der AfD (88.400 Follower). Den dritten Platz belegt die Gruppe Die Linke mit durchschnittlich 84.500 Anhängern. Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen erreichen im Schnitt 53.800 Follower, gefolgt von der FDP (40.100) und den Schlusslichtern SPD (29.200) und CDU/CSU (23.400).

Die erfolgreichsten Plattformen der Fraktionen

Aus der Netzschreier-Analyse geht auch hervor, wie unterschiedlich erfolgreich die Abgeordneten der einzelnen Fraktionen auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen sind. So liegt die AfD etwa auf Facebook mit insgesamt 1,93 Millionen Followern deutlich vor allen anderen Fraktionen und dominiert auch auf YouTube (896.000) sowie besonders auf TikTok (1,36 Mio.). Auf der chinesischen Kurzvideoplattform kommen alle anderen Fraktionen nicht einmal zusammengerechnet auf so viele Follower wie die AfD-Abgeordneten. Auf X sind hingegen die SPDler mit 2,93 Millionen Followern am stärksten, während LinkedIn und Instagram von den Grünen mit 600.000 bzw. 1,99 Millionen Followern dominiert werden.

Von allen analysierten Plattformen ist TikTok das bislang am wenigsten erschlossene Social Network der Bundespolitiker – nur 96 Abgeordnete haben einen Account auf ihrer Seite des Bundestages oder ihrer eigenen Website verlinkt. Facebook ist mit 687 Profilen hingegen am populärsten, gefolgt von Instagram (652) und X (514).

Marlon Giglinger, Gründer und Geschäftsführer von Netzschreier, kommentiert die Ergebnisse:

“Unsere Analyse zeigt, dass viele Parlamentarier die Potenziale von Social Media noch immer nicht ausschöpfen. Dabei bieten soziale Netzwerke Abgeordneten zahlreiche Vorteile. Besonders im Hinblick auf kommende Wahlen sticht jedoch einer hervor: Die Möglichkeit, jüngere Zielgruppen direkt dort zu erreichen, wo sie sich primär informieren – auf Plattformen wie Instagram, TikTok und Co.

Auffällig ist, dass mit Alice Weidel und Sahra Wagenknecht die beiden größten Influencer im Bundestag aus Oppositionsparteien stammen, die nie Regierungsverantwortung trugen. Währenddessen erreichen die Abgeordneten der früheren Volksparteien CDU/CSU und SPD im Schnitt am wenigsten Follower pro Abgeordneten. Scheinbar investieren die etablierten Parteien noch nicht ausreichend in ihre Präsenz auf sozialen Medien, um eine größere Reichweite zu erzielen. Dies könnte dazu führen, dass sie insbesondere bei jungen Menschen weiter an Bedeutung verlieren – ein Trend, den die AfD bereits bei der Europawahl durch ihren überraschenden Erfolg bei Erstwählern für sich genutzt hat.

Im bisherigen Wahlkampf wird deutlich, dass zumindest die Teams der Spitzenkandidaten der wichtigsten Parteien die Bedeutung sozialer Medien erkannt haben. Dabei setzen sie nicht nur auf eigene Kanäle, sondern auch auf eine Reichweitenverlängerung durch Influencer. Olaf Scholz war etwa bei World Wide Wohnzimmer, Robert Habeck bei dem Gamer HandOfBlood und Christian Lindner sowie Sahra Wagenknecht im Podcast von Tim Gabel zu Gast – mit überwiegend positivem Echo. Doch solche Auftritte sind ein Drahtseilakt: Sie versprechen Reichweite, bergen aber auch Risiken. Ohne die gleiche Vorbereitung wie bei TV-Debatten drohen Shitstorms statt Sympathiepunkten. In einem Wahlkampf, der sich zunehmend digital entscheidet, könnte genau das wahlentscheidend sein.”

Über die Untersuchung

Für die Analyse hat Netzschreier die Social Media Profile aller Mitglieder des Bundestages untersucht, die auf der Webseite des Bundestages (www.bundestag.de) oder den jeweiligen Homepages der Abgeordneten (sofern vorhanden) verlinkt waren. Für die Spitzenkandidaten der einzelnen Parteien hat Netzschreier zudem mögliche weitere Profile recherchiert, da diese teilweise kurz vor dem Wahlkampf alte Social Media-Profile reaktiviert oder neue Accounts erstellt haben. Berücksichtigt wurden insgesamt 2.357 Profile auf Facebook, Instagram, X, LinkedIn, YouTube, TikTok. 15 der 732 analysierten Abgeordneten hatten kein soziales Netzwerk verlinkt. Stand der Untersuchung: 14. Januar 2025