Werbeverbot für Influencer führt zu Wettbewerbsnachteil
Laut Medienberichten fordern Fachpolitikerinnen der Bundestagsfraktion der Grünen in einem bislang unveröffentlichten Papier, dass Influencer künftig EU-weit nicht mehr für ungesunde Lebensmittel sowie Produkte aus den Bereichen Medizin, Finanzen und Glücksspiel werben sollen. “Mit dieser Forderung wird eine gesamte Branche für das Fehlverhalten einzelner Influencer in Kollektivhaftung genommen. Für Influencer müssen die gleichen Regeln gelten wie für andere Werbetreibende”, meint Marlon Giglinger, Gründer und Geschäftsführer von Netzschreier. Netzschreier hat sich bereits 2015 auf das Management von Content Creatorn spezialisiert, berät auch Unternehmen im Bereich Influencer-Marketing und hat über 5000 Influencer-Kampagnen aktiv betreut.
Influencer-Experte: Werbeverbot wäre Wettbewerbsnachteil
“Ich begrüße es grundsätzlich, wenn stärker gegen Influencer vorgegangen wird, die irreführende Werbung verbreiten und ihre Reichweite aus reiner Profitgier ausnutzen, um beispielsweise dubiose Finanzprodukte mit überschwänglichen Aussagen zu bewerben. Solche unlauteren Geschäftspraktiken schaden nämlich nicht nur den betroffenen Followern dieser Influencer, sondern auch dem Ruf der gesamten Creator-Economy.
Gleichzeitig halte ich es für falsch, ein komplettes Influencer-Werbeverbot für einzelne Produktkategorien zu fordern. Dadurch wird unterstellt, dass Influencer deutlich weniger verantwortungsbewusst handeln als andere Werbetreibende. Ein solches Verbot würde der gesamten Branche einen Wettbewerbsnachteil verschaffen und massiv in die unternehmerische Freiheit eingreifen”, meint Giglinger und ergänzt:
“Grundsätzlich denke ich sogar, dass verantwortungsbewusste Influencer kritische Produkte deutlich besser einordnen können als andere Werbeformate, zum Beispiel klassische Fernsehwerbung oder Social Media-Ads. Generell haben Influencer unserer Erfahrung nach nur dann langfristig Erfolg, wenn sie die Vor- und Nachteile der von ihnen beworbenen Produkte ausführlich erläutern. Ansonsten verliert ihre Community nämlich schnell das Vertrauen in sie und fühlt sich betrogen. Zudem ist Influencer-Werbung auch heute keineswegs unreguliert und muss beispielsweise eindeutig gekennzeichnet werden.”